Samstag, 10. September 2011

Cobh: der letzte Hafen der Titanic - "it could be worse"

AIDAblu im Hafen von Cobh / Irland
 "It could be worse!" Unterschiedlicher können Lebenseinstellungen nicht sein - dies wird dem deutschen Touristen schon bei der freundlichen Begrüßung und Reaktion auf sein gemurmeltes ".. the weather could be better" am Hafen schnell klar. Die Iren scheinen in allem das positive zu sehen und das dürfte neben einer zauberhaften Landschaft ein Hauptgrund sein, weshalb soviele ihr Herz an dieses Land und seine Menschen verloren haben.



Am 25.August 2011 liegt die AIDAblu im Hafen von Cobh - das geradezu malerische Hafenstädtchen liegt auf einer Insel mitten im gigantischen Hafen von Cork, welcher zu den weltweit größten Naturhafen zählt, was bereits die Einfahrt an sich erlebenswert macht.

Cobh war zur Zeit der großen Hungersnöte der Ausgangspunkt für viele irische Auswanderer Richtung Amerika. Entlang des Hafens sieht man schon prächtige Villen und Häuser an steilen Bergstraßen aus der Zeit der Jahrhundertwende und davor.


Aber Cork war neben der Ozeanschifffahrt auch bekannt als Ausgangspunkt für viele Frachtschiffe - denn von hier aus wurde das gesamte britische Weltreich mit irischer Butter beliefert.

Eigentlich haben wir uns ja für diesen Tag per Mail einen Wagen gemietet (70€/Tag, keine Kaution - Übergabe am Hafen - Grüße Gary) und tatsächlich klappt die Übergabe am Hafen schnell und komplikationslos. Bremse und Gaspedal sind angeordnet wie bei uns auch und an Gangschaltung und Lenkrad auf der "falschen" Seite gewöhnt man sich relativ schnell.

Doch leider scheint unser extra mitgenommenes Navigationsgerät an diesem Morgen komplett verschollen und so machen wir uns ohne selbiges auf den Weg. Nach Killarney möchten wir eigentlich und Richtung Blarney Castle...



Doch leider gestaltet sich die Beschilderung für deutsche Maßstäbe recht kompliziert, denn das, was auf den Schildern steht, stimmt nicht so ganz mit dem überein, was unser Kartenmaterial behauptet, was dort sein sollte... auch das sicherheitshalber als Alternative eingepackte iPad behauptet stocksteif etwas anderes...
und an Kreisverkehre an Autobahnen muss sich der deutsche Tourist wohl auch erst gewöhnen. Nachdem wir also das vierte Mal auf demselben Teilstück der N8 entlangfahren und erneut die falsche Ausfahrt im Autobahn-Kreisverkehr nehmen, entschließen wir uns sicherheitshalber in der näheren Umgebung von Cobh zu bleiben. Denn so schön es hier auch ist, den nächsten Hafen möchten wir trotzdem genießen...

Dass dies kein Manko ist, steht sich schnell heraus. Ein niedliches Örtchen. Selbst die Briefkästen erstrahlen in irischem Grün. Und wo wir auch sind, freundlich sind die Menschen hier - wir halten mit dem Auto am Straßenrand und prompt wird gefragt, ob man uns helfen könne und in aller Ausführlichkeit wird über die Beschilderung geschwatzt und gelacht.
Nach einigen Abstechern in die nähere Umgebung entlang der Küste fahren wir zurück zum Hafen und gehen zu Fuß durch Cobh. Besonderer Stolz der Einwohner von Cobh ist die St.Colmans Cathedral, welche ganze 49 (!) Glocken beherbergt.




Direkt am mit Palmen gesäumten Hafen berindet sich das "Heritage Center" - hier kann man die Geschichte des Hafens und die tragische Geschichte vieler Auswanderer eindrucksvoll erleben.




Unsere Kinder fasziniert diese Geschichte ohnehin und so entschließen wir uns spontan zu einem Besuch, eine gute Entscheidung, denn es gibt plötzlich einen satten Wolkenguss "it could be worse" - Recht hatte der nette Ire.




"God himself could not sink this ship"




Die Liste mit Namen der Vermissten nach Klassen sortiert - die meisten Verluste gab es in der 3. Klasse, was nicht überrascht...


Die Geschichte der Titanic und so manch anderen Passagierschiffs damaliger Zeit ist allerdings bedrückend. Cobh darf sich mit dem Titel des "einzigen Hafens, den die Titanic jemals angelaufen hat" schmücken. Spätestens beim Blick auf die nach Klassen unterteilten Vermisstenlisten wird die 3 Klassengesellschaft damaliger Zeit drastisch klarer als nirgendwo sonst. Auf den ersten Blick wird klar, wer in die knapp bemessenen Rettungsboote durfte und wer seinem Schicksal überlassen wurde...

In Cobh freut man sich indessen darüber, dass der Hafen für Kreuzfahrtschiffe wieder interessanter wird. Stolz präsentiert man die Plakate früherer Anläufe von Cunard Schiffen und AIDA ist herzlich willkommen.





So bekommt AIDAblu an diesem Abend den Auftritt einer irischen Tanzgruppe geschenkt. Voller kann das Theatrium nicht sein. Ganz im Stil von Riverdance und Lord of the Dance ziehen die Tänzerinnen das Publikum in ihren Bann.
Und als eine siebenjährige schließlich über die Bühne fegt tobt der Applaus.



Entsprechend wehmütig sind wir beim auslaufen....schön war`s - wir kommen wieder!

Zurück unserer Kabine grinst uns dann ganz offensichtlich neben dem Laptop im Regal liegend dann unser Navi an - Murphy lässt grüßen - wir haben es alle nicht gesehen und für das Netzteil vom Notebook gehalten.

Aber "it could worse" - denn sonst wäre uns so manches an diesem Tag sicherlich entgangen, dafür hätten wir andere Entdeckungen gemacht. Macht ja nichts, denn wir wollen wieder kommen.




Lucas hätte sonst sicherlich auch den Kids Cocktailsworkshop verpasst. Für 6€ durften die Kids heute in der Anytime Bar mal zeigen, wieviel Bartender in ihnen steckt. Stolz präsentiert unser Jüngster seine Urkunde und das Rezeptheft.
Eine Liste, mit dem, was ich alles einkaufen soll, legt er mir gleich dazu...

Sláinte sagt der Ire - na dann "Prost"

Abschied von Cobh - doch sicherlich nicht für immer:


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